Warum die Wasservogelfütterung in der heutigen Zeit nötig ist !

Die Artenvielfalt auf der Erde nahm seit der Entstehung des Lebens langsam zu. Als die ersten Menschen in Erscheinung traten, hatte sich die größte Artenvielfalt aller Zeiten entwickelt.
Der Mensch aber greift permanent in bestehende Ökosysteme ein und verursacht dadurch einen Artenrückgang.Die umweltverändernde Wirkung durch den Menschen hat Geschichte und ist Teil seines kulturellen Bewusstseins.
 
Der Lebensraum der Tiere, die nicht Kulturfolger der Menschen sind, schrumpft unaufhörlich. Für die Mehrzahl der Arten sind die Lebensbedingungen kaum mehr erträglich. So zeigt die Bestandsauffassung der letzten Jahre einen erschreckenden Artenrückgang.
In den „ roten Listen" werden ausgestorbene sowie gefährdete Arten in Deutschland aufgeführt.
Derzeit gelten rund die Hälfte aller Wirbeltierarten in den alten Ländern als „ in ihrem Fortbestand gefährdet“.
Das Washingtoner Worldwatch Institut, berichtet in einer Studie von einem dramatischen Artenrückgang bei Vögeln und Wasservögeln, laut der Studie sollen noch in diesem Jahrhundert etwa 1.200 Vogelarten aussterben, durch Faktoren, die vom Menschen verursacht sind. Allein in Deutschland gelten 72,5 % der Lebensräume von Pflanzen und Tieren als gefährdet. Jede 2 heimische Brutvogelart ist gefährdet.
Vögel sind Indikatoren für die Lage der Umwelt. Ihr Gedeih oder Verderb weist auf Probleme, die auch der Menschheit bevorstehen.
 
Nach Angaben des WWF schreitet der weltweite Artenschwund in keinem anderen Lebensraum so rasch voran wie in Flüssen, Seen und Feuchtgebieten.
Ein Fünftel aller Süßwasser-Fischarten ist demnach vom Aussterben bedroht, der europäische Aal steht auch vor dem Aussterben.
Über 80% der Auen an Rhein, Donau, Elbe, Weser und Oder sind verschwunden laut bundesweiten Auenzustandsbericht. Auen sind „ Hotspots" der Biodiversität und unverzichtbar für den ökologischen Hochwasserschutz.
 
Der Rhein, vor 30 Jahren noch ein nährstoffreiches Schmutzgewässer, ist durch die Filterungstechnik der heutigen Kläranlagen so sauber wie noch nie.
Das Institut für Seenforschung und die Fischereiforschungsstelle BW bestätigte, dass der Phosphatgehalt im Rheinwasser eklatant zurückgegangen ist. Das Wasser im Bodensee enthält heute 5,9 Milligramm Phosphor pro Kubikmeter Wasser. Vor 30 Jahren waren es 80 Milligramm Phosphor pro Kubikmeter Wasser. Aus diesem Grund verlangen die Berufsfischer des Bodensees  ein neues Phosphatmanagement, da die Fische im Bodensee am verhungern sind.Die Situation der Wasservögel ist nicht besser !!!
 
Phosphat bildet die Voraussetzung für den Planktonwuchs, der für das Wachstum der Wasserpflanzen verantwortlich ist, die wiederum die Nahrungsgrundlage der meisten Wasservögel sind.
Die überlebensnotwendige Nahrungsgrundlage für die vegetarisch lebenden Wasservögel ist durch den mittlerweile spärlichen Wasserpflanzenwuchs massiv eingeschränkt. Was zur Folge hat, dass schon ab Herbst sehr abgemagerte Wasservögel vorzufinden sind. Künstlich herbeigeführte Wasserstanderhöhungen, betonierte Begradigungen entlang der Gewässerufer, und Kanalisierung führt ebenfalls zu einer Dezimierung des Wasserpflanzenwuchses.
 
Durch die Okkupierung von Nutzergruppen an Gewässerufern, sind den Tieren natürliche Weideflächen wie Wiesen, nicht mehr zugänglich, wodurch eine weitere wichtige Nahrungsquelle entzogen wird.
 
Die Filterungsmöglichkeiten der heutigen Klärwerke beschränken sich nur auf eine mechanische und biologische Filterung, nicht aber auf eine chemische.
Chemische Rückstände wie Farben, Lacke, PCB s, Hormone ( Anti-Baby-Pille ), Arzneimittel, Röntgenkontrastmittel, Pestizide und Rückstände von Kokain, wurden vom Nürnberger Institut für biomedizinische Medizin im Rheinwasser nachgewiesen.
Es kann in keiner Weise mehr von einem natürlichen oder artgerechtem Lebensmilieu für Wasservögel die Rede sein.
 
Nur in intakten Ökosystemen können Arten vor dem Aussterben geschützt werden.
 
Verletzungen der Wasservögel durch menschliche Verursachung:

 Coladosendeckel -durch die Trinköffnung ist der untere Teil des Schnabels u. die Zunge gezogen
Coladosendeckel -durch die Trinköffnung ist der untere Teil des Schnabels u. die Zunge gezogen

Außerdem leiden Wasservögel enorm an Verletzungen durchZivilisations- müll jeglicher Art.
Angelutensilien die im Wasser, am Ufer, in Sträuchern und Büschen hängen sowie aufgegründeltes Angelblei, verursachen schwerste Verletzungen oder Bleivergiftungen.
Durch Anfliegen gespannter Fährseile und Seile für Wasserstand-messungen, finden häufig Kollisionen grausamster Art statt. Abgetrennte Gliedmaßen, Skalpierungen mit oftmals tödlichem Ausgang, sind keine Seltenheit. Da Vögel ihre Augen seitlich angeordnet haben, erkennen sie ein Hindernis erst unmittelbar.
 
Wasservogeljagd
 
Hinzu kommt die Wasservogeljagd, basierend auf dem im Jahre 1934 verfassten Reichsjagdgesetz, und wurde als Bundesjagdgesetz im Jahre 1953 in seinen wesentlichen Bestandteilen, und bis heute so gut wie nicht novelliert, übernommen.
Das in der heutigen Form anachronistische Bundesjagdgesetz, hält in keiner Weise den neuesten etablierten wildbiologischen und naturwissen-schaftlichen Erkenntnissen stand.
 
Nachgewiesenermaßen werden durch Fernschüsse Tiere angeschossen, die später quälend zu Tode kommen. Zahlreiche Untersuchungen (Kenntner im Druck) zeigen, dass teilweise bis 50 % der Enten und anderen Wasservögel Schrotträger sind, d.h. mindestens 1 mal beschossen wurden, ohne dass sie sofort getötet wurden.
 
Ganze Familienstrukturen, die für den Fortbestand lebensnotwendig sind, werden bei der Wasservogeljagd achtlos und gewaltsam zerstört.
         
Diese Auflistung ist nur ein kleiner Teil, der vielen Gefahrenpotentiale und Lebens-raumbeschneidungen, die über die menschlichen Eingriffe in den natürlichen Lebensraum der Tiere gravierende negative Folgen für Wasservögel nach sich ziehen, und leider sehr oft die Lebenschancen der Tiere stark reduzieren, bis unmöglich machen.
Man kann unter diesen zum Nachteil veränderten Lebensumständen für die Tiere nicht mehr von einer natürlichen Auslese nach dem Darwin‘schen Prinzip sprechen.
 
Der Wunsch großer Naturschutzverbände von weiträumig angelegten Renaturierungs-maßnahmen zur Wiederherstellung der natürlichen Lebensräume und Nahrungsareale hat sich in den letzten Jahren als utopisch erwiesen, eine immer weitere Kultivierung des ursprünglichen Landschaftsbildes wird vorangetrieben.
 
Da die Singvögel gleichermassen betroffen sind, ist die Singvogelfütterung heutzutage selbstverständlich geworden, und leistet einen enormen Beitrag zur mannigfaltigen Arterhaltung.
Aber auch die Singvogelfütterung war ein umstrittener jahrzehntelanger Kampf.
 
Wasservogelfütterung
 
Schwäne und andere Wasservögel werden sich ihr Futter immer selbst suchen, falls dieses vorhanden ist. Wasservögel riechen ihre Nahrungsquelle und wissen genau, was und wie viel sie brauchen. Es handelt sich demnach bei einer Wasservogelfütterung um ein Zu- oder Beifüttern.

Winterfütterung
Winterfütterung

Da wir seit 1999 in täglicher Arbeit mit Wasservögeln am gesamten Hoch- u. Oberrhein sind, können wir aus eigenen Erfahrungen schliessen, dass den Wasservögeln eine Zufütterung, vor allem im Winter oder in der Mauserzeit, sehr hilfreich und gut bekommt. Das Immunsystem ist gestärkt, die Tiere haben ein besseres Federkleid, sind gesund und gut gefettet. Nach unseren Erfahrungen kommen die zugefütterten Wasservögel mehr wie doppelt so schnell, durch die Mauserzeit.
 
Bei zugefütterten Schwänen ist das Gefieder weisser und der Höcker praller, als bei den nicht gefütterten Schwänen, die oftmals selbst in den Sommermonaten abgemagert und mit deutlichem Untergewicht zu kämpfen haben.
 
Nach Aussage von Prof. Dr. Hans-Heiner Bergmann Fachbereich Biologie/ Chemie von der Universität Osnabrück, ist eine „Fehlernährung durch Brot nicht möglich“. Vergiftungen oder ernährungsbedingte Mangelerscheinungen an Wasservögeln, die mit Brot ernährt werden, sind ihm nicht bekannt.
 
Brot und damit Getreide in abgeleiteter Form - ist eine Essenz der pflanzlichen Ernährung.
 
Eine Schädigung des Wasserkörpers durch das verfütterte Brot ist nicht zu erwarten. Wasservögel haben Salzdrüsen, Salze werden durch die Nasenlöcher ausgeschieden.
  
Die Fütterung von Wasservögeln: Fütterungspflicht bei Nahrungsknappheit ist ein ethisches Gebot im Rahmen des Tierschutzes.
 
Das Zufüttern von Wasservögeln sollte aus nährstoffreichem Brot oder Getreidekörnern  ( Mais, Weizen ) sowie aus Obst und Salat bestehen. Gras und Löwenzahn ist ebenfalls sehr zu empfehlen.
 
Da sich in Winteransammlungen der Wasservögel so gut wie alle Arten von Wasservögel befinden, profitieren auch alle davon. Die scheueren Wasservögel profitieren wiederum von Schwanenkot, der von kleinen Wasservögeln wie auch von Fischen gefressen wird, da er sehr nährstoffhaltig ist, ausserdem fördert dieser auch Mikroorganismen die auch wiederum von Fischen gefressen werden. 
Auch durch die Langhalsigkeit des Höckerschwans profitieren kleinere Wasservögel, beim Gründeln wühlt der Schwan den Boden auf, wodurch Wasserinsekten und Mollusken freigelegt und kleineren Wasservögeln zugänglich gemacht werden.
Durch die Zufütterung der Wasservögel entsteht eine Verfriedlichung im Zuge der innerartlichen Konkurrenz, unter den Tieren.
 
Prof. Dr. rer. nat. habil. Erich Rutschke schreibt in seiner Abhandlung über den Höckerschwan:
 
„Eine Zufütterung durch den Menschen ist eine wesentliche Voraussetzung für die erfolgreiche Überwinterung. Ein wirksamer und dauerhafter Schutz der europäischen Schwanenart bedarf allerdings mehr als der Winter- fütterung, so hilfreich und grüßenswert diese auch ist.“
 
Zu den die Bestandsentwicklung begünstigenden Faktoren gehört die Winterfütterung. Die Tiere überstehen dadurch die nahrungsarme Jahreszeit besser und befinden sich zu Beginn der Brutzeit in guter Kondition.
 
Die Anzahl der Gewässer, an denen sich Schwäne auf natürliche Weise hinreichend ernähren können, geht zurück, weil vielfach die Unterwasser- vegetation verschwindet.
 
Schwäne zu füttern, ist Ausdruck von Naturverbundenheit und Tierliebe. Die dabei geweckten Emotionen, die durch sachkundige Belehrung zweckdienlich gefördert werden können, wiegen mehr als unbewiesene Vermutungen ( Zitat Ende ).
 
Das Naturerlebnis über das Füttern von Wasservögeln, hilft den Tieren im Winter zu Überleben und ist von unschätzbarem pädagogischen Wert, gerade in der heutigen Zeit der Naturentfremdung !!!
 
In der heutigen Zeitepoche des großen Artensterbens ist es unsere moralisch ethische Verpflichtung, der Natur, sprich den Tieren, etwas von dem zurückzugeben, was ihnen durch menschliche Kultivierung genommen wurde.
 
Jetzt ist die Zeit zum Handeln, wir können nicht warten bis auch der letzte Vogel- Wasservogel auf der roten Liste steht !!


Keine ökologischen Schäden über grössere Schwanenpopulationen
 

 

In der wissenschaftlichen Abhandlung über Schwäne, von Prof. Dr. rer. nat. habil Erich Rutschke ist zu lesen, dass keinerlei Schädigungen durch Höckerschwäne an Ökosystemen zu erwarten sind. Auch konnte nicht nachgewiesen werden, dass andere Vogelarten durch die Zunahme des Höckerschwans zurückgedrängt oder gänzlich verdrängt werden.

 

 


Erwähnenswert ist, dass laut Prof. Rutschke, z.B. Winter u. Mausergruppen von Höckerschwänen mit einer Populationsdichte von Tausenden, zwischen Rügen u. Hiddensee u. der Draßer Bodedenkette alljährlich vorzufinden sind. Im östlichen Mecklenburg befindet sich ein Mauserplatz von überregionaler Bedeutung, am Galenbecker See 400 bis 600 Mauservögel.
Nichtbrüter- Sammelplätze, an denen sich zwischen 100 u. 1000 Schwäne konzentrieren, befinden sich an der polnischen Ostseeküste. Die Zahl der in Polen übersommernden Nichtbrüter wird auf 6500 geschätzt.
Die Beispiele dürften genügen um erkenntlich zu machen, dass größere Ansammlungen von Schwänen nicht unnatürlich u. keine Seltenheit sind.
 
Schwäne sind Vegetarier u. fressen weder Fiche noch Fichlaich, bei entsprechenden Untersuchungen wurden in Mägen von Schwänen kein Fischlaich gefunden ( Berglund, Gillham, Owen & Cadbury, Spärck ). Selbst Plaquen von Froschlaich werden von Schwänen nicht angerührt. An der Schnabelspitze des Schwans befinden sich Tastrezeptoren, mit denen er die Nahrungsquelle abtastet.
 
Durch die permanente Aufnahme von Faulschlamm, trägt der Schwan enorm zur Säuberung des Gewässers bei. Beim Gründeln wühlt er den Boden auf, wodurch Wasserinsekten u. Mollusken freigelegt u. anderen Wasservögeln zugänglich gemacht werden.
 
Fische u. Enten fressen Schwanenkot, der hauptsächlich aus Zellulose besteht u. nicht ätzend ist. Schwanenkot fördert Mikroorganismen, die wiederum auch von Fischen gefressen werden ( wissenschaftliche Studie der Biologischen Station Wesel, Dr. Johan Mooij ).
Somit profitieren zahlreiche andere Arten von ansässigen Schwanen-populationen.
 
Laut Prof. Dr. Josef Reichholf scheidet der Schwan organischen Detritus aus, dieser ist die Grundlage für die Ernährung von Kleinfischen! Die Höckerschwäne wandeln unergiebige, für die allermeisten Fische nicht verwertbare Wasserpflanzen ( auch Algen ) in Nahrung für die Fischbrut u. für Kleinfische um.
Der organische Detritus, der aus Schwanenkot entsteht, dient, wie oben bereits ausgeführt, der Ernährung von Jung- u. Kleinfischen sowie von Muscheln, die als Filtrierer genau diese organischen Reststoffe dem Wasser entnehmen u. in Muskelfleisch umwandeln. Dieses wird auch wiederum von Fischen u. kleineren Wasservögeln ( z.B. Tauchenten ) verwertet.
 
Der Höckerschwan hinterlässt keinerlei forstwirtschaftliche, landwirt-schaftliche, oder fischereiwirtschaftliche Schäden. Selbst bei Beweidung von landwirtschaftlichen Feldern über den Schwan, ist durch die Abweidung ein schnelleres Wachstum der Pflanzenarten gewährleistet. 70 % der auf einem Feld aufgenommenen Nahrungsmenge wird wieder auf der Nahrungsfläche abgesetzt, dass bedeutet, dass ein Großteil der gefressenen Biomasse in einer leicht abbaubaren Form zurückbleibt.

 
Schwanenschutz Komitee e. V.

www.schwanenschutz-komitee.de

···Unser LOGO···
···Unser LOGO···
Schwanenküken mit Angelschnur verschnürt.
Schwanenküken mit Angelschnur verschnürt.
Schwäne in Natur und Mythos
"Boten des Lichts"
fc900431-fcbb-4209-a508-a1545de09c2e_3.m
MP3 Audio Datei 36.2 MB

Oder hören Sie sich den Beitrag direkt auf der Bayern2 -Seite an.

Angeschossener Schwanenvater
Angeschossener Schwanenvater
Haubentaucher
Haubentaucher mit Angelschnüren um Schnabel und Körper, gewickelt.
Schwan mit 5 cm langen Angelhaken im Hals u. unterem Teil des Schnabels
Schwan mit 5 cm langen Angelhaken im Hals u. unterem Teil des Schnabels
Tafelente
Für diese Tafelente kam jede Hilfe zu spät, verschnürt mit Angelschnüren, ist sie ertrunken.

Radiointerview mit Carmen Weitzel.