Die Lebenssituation der Wasservögel in der heutigen Zeit

Diese Zusammenstellung basiert auf empirischen Tatsachenbeständen und Erkenntnissen, die seit 1999  in täglicher Arbeit mit Wasservögeln an Hoch u. Oberrhein, sowie an speziell angelegten Pflegeteichen für akut hilfebedürftige und verletzte Wasservögel erbracht wurden.


Umfangreiche Fotomaterialien dokumentieren und belegen zudem das gesammelte
Wissen.


Das Schwanenschutz Komitee e.V. erhielt im Laufe seiner langjährigen und erfolgreichen Arbeit insgesamt 4 Umweltschutzpreise, die durch das Landratsamt Waldshut vergeben wurden.

Jede zweite Vogelart in der BRD ist vom Aussterben bedroht (Quelle: Bundes-geschäftsstelle NABU Deutschland, BirdLife) !


Wir befinden uns in einem Zeitalter des weltweiten Artensterbens. Nichts ruft umso mehr unsere moralisch-ethische Verpflichtung auf den Plan, als endlich zu handeln und dem entschlossen entgegenzuwirken.

Der Rhein, vor 30 Jahren noch ein nährstoffreiches Schmutzgewässer, ist durch die
Filterungstechnik der heutigen Kläranlagen zweifelsohne so sauber wie noch nie. So
sauber, dass die Fischbestände und auch die Grösse der gefangenen Fische sowie die Artenvielfalt sich stark verringert haben. Laut Institut für Seenforschung und auch der Fischereiforschungsstelle BW sei der "Baustoff des Lebens Phosphat", welcher die Vorraussetzung für den Planktonwuchs gibt, der wiederum für Fische eine lebensnotwendige Nahrungsquelle darstellt und für das Wachstum der Wasserpflanzen verantwortlich ist, eklatant zurückgegangen.

Das bedeutet im Gegenzug für fast alle Wasservögel, welche sich pflanzlich ernähren,
eine massive Zerstörung ihrer lebensnotwendigen Nahrungsgrundlage, da es nur noch
zu einem spärlichen Wasserpflanzenwuchs kommt.

Das Nürnberger Institut für biomedizinische Medizin hat 2006 allein im Rhein bei Köln nach Wasseranalysen Rückstände von 9 Tonnen Kokain festgestellt. Die Filterungs-möglichkeiten der Klärwerke beschränken sich nur auf eine mechanische und auf eine biologische Filterung, nicht aber auf eine chemische. Rückstände wie Farben, Lacke, PCB s, Hormone ( Anti-Baby-Pille), Arzneimittel und sogar Röntgenkontrastmittel wurden in nicht geringer Form nachgewiesen. Die erhöhte Hormonkonzentration (Antibabypille) im Rheinwasser führt zu einer Verweiblichung der Fische und zu Missbildungen.

 

Allein aufgrund dieser Tatsachen kann in keinster Weise von einem natürlichen und artgerechtem Lebensmilieu für Wasservögel die Rede sein.

Weitere gravierende Eingriffe, die die Lebens- und Nahrungssituation von Wasservögel negativ beeinträchtigen sind:


- Künstlich herbeigeführte Wasserstanderhöhung (zur max. Nutzleistung der Kraftwerke ), die es den Wasservögeln respektive den Schwänen nicht ermöglicht,
die zu tief liegenden Wasserpflanzen aufzugründeln.


- Die nahezu komplette betonierte Begradigung entlang des Rheinufers und Kanali-sierung der meisten Flüsse hat ebenfalls zu einer starken Dezimierung des
Wasserpflanzenwuchses wesentlich beigetragen.

 

-Begradigungen und Absperrungen von natürlichen Weideflächen, wie einfache Wiesen, entziehen den Tieren eine sehr wichtige Nahrungsquelle (welche ihnen nach EU- Vogelschutzrichtlinie zusteht ).

 

- Das Abrechen der wenig verbliebenen Wasserpflanzen im Zuge von Wassersport- veranstaltungen ist ein weiterer negativer Einfluss auf die Lebensbedingungen der Wasservögel.

 

- Teilweise doppelseitig gezogene Stahlmatten vor Schilfgürteln stellen weiterhin einen gravierenden Eingriff bzgl. der Nahrungsquellen und der Brutmöglichkeiten dar. ( z.B. bei Schwörstadt, Baden Württemberg)

 

• Durch die hohen Kraftwerksbauten ist denen, die sich einmal im Jahr in der       Mauser befindenden Wasservögel aufgrund der dadurch bedingten Flugun-fähigkeit, keine Erschliessung von weitreichenden Nahrungsarealen mehr möglich.


• Kieseinbringungen, welche die natürliche Vegetation der Uferbestände verfälschen.


• Fast das gesamte Rheinufer ist von Nutzergruppen (Angelvereine, Wasser-sportvereine) okkupiert und rauben den Tieren auch die letzten verbliebenen Rückzugsgebiete, da selbst Naturschutzgebiete zur vorwiegenden Freizeitnutzung für Menschen freigegeben sind.


• Angelveranstaltungen, Schifffahrtindustrie, Motorsportboote, Badegäste u.v.m. bedeuten einen hohen Gefahren- und Störfaktor im Lebensrhythmus der Wasservögel.  (Es kommt nicht selten vor, dass es zum Verlust von Küken kommt, da z.B. Ruderbootgruppen sowie Motorbooteeinfach mitten durch die Tierfamilien preschen ).

 

• Künstlich angelegte Wildwasserbahnen sind Ursache für häufiges Abtreiben und Ertrinken von Küken.

• Plötzliche Schleusenöffnungen von Kraftwerken führen zu starken Strömungs-verhältnissen – auch hier häufiger Jungvogelverlust.

• Einströmungsbecken wie z.B. beim Kraftwerk Dogern, werden häufig zu einer tödlichen Falle, gerade für Schwäne, da diese auseigener Kraft dort nicht mehr herauskommen (sie können nicht wie Enten aus dem Stand heraus fliegen) und elend zugrunde gehen.

 

• Zahlreiche unangeleinte Hunde jagen und verletzen die Tiere und stellen eine empfindliche Störung des Brutgeschäftes, bis hin zur Aufgabe der Brut, dar.

 

•Angeln in Naturschutzgebieten sowie an Schilfuferzonen lenkt die Bruttiere in ihrer  Wachsamkeit gegenüber natürlichen Feinden ab. Oftmals werden Schwanengelege von Anglern geplündert, nicht selten werden Elterntiere dabei schwer verletzt, um die Population der Schwäne gering zu halten, da einige Angler sich von Schwänen, bei der Ausübung ihres Hobbys gestört fühlen.

 

•Zivilisationsmüll insbesondere unachtsam und gleichgültig hinterlassene Angelutensilien und hochgiftiges Angelblei (in England seit Jahren verboten) ergänzen die lange Liste der von Menschen verursachten Gefahrenpotentiale, mit oft tödlichem Ausgang. 98 % der Verletzungen bei Wasservögel werden durch  Angelunrat verursacht ( siehe Fotodokumentation Schwanenschutz Komitee ).


•Zahlreiche Radfahrwege die durch Naturschutzgebiete führen, so dass sich Radfahrgruppen in meistens viel zu hohem Tempo fortbewegen, wodurch schon unzählige Tiere angefahren und verletzt, insbesondere auch Küken rücksichtslos regelrecht plattgefahren wurden.


•Gespannte Fährseile, Seile für Wassersportveranstaltungen, Hochspannungs-leitungen sowie filigrane Konstruktionen an Brücken in den Fluglinien der Wasservögel, verursachen häufig Kollisionen, die grausamste Verletzungen (z. B.  abgetrennte Gliedmassen, Skalpierungen) mit tödlichem Ausgang nach sich ziehen.


Da Wasservögel ihre Augen seitlich angeordnet haben, erkennen sie Hindernisse erst unmittelbar.

 

Viele der verunglückten Wasservögel sind Zugvögel.


Wasservögel fliegen meistens entlang der Wasserlinien, die sie als Leitlinie benutzen.

 

Die Wasservogeljagd basiert auf dem, im Jahre 1934 von den Nationalsozialisten statuiertem Reichsjagdgesetz (federführend durch Reichsjägermeister Hermann Göring) und wurde als Bundesjagdgesetz im Jahre 1953 in seinen wesentlichen Bestandteilen, und bis heute so gut wie nicht novelliert, übernommen.

 

 Das in der heutigen Form anachronistische Bundesjagdgesetz, hält in keinster Weise den neuesten etablierten wildbiologischen und naturwissenschaftlichen Erkenntnissen stand.

•Ganze Familienstrukturen, die für den Fortbestand lebensnotwendig sind, werden bei der Wasservogeljagd achtlos und gewaltsam zerstört.

 

•Winterliche Wasservogelansammlungen fahren ihren Stoffwechsel aufgrund von Nahrungsknappheit und Kälte komplett herunter. Ein ständiges breitflächiges Aufschrecken und Auffliegen (Hebeschüsse) von geschützten, wie ungeschützten Arten durch Bejagung erhöht dramatisch ihren Energiebedarf und führt nicht selten dazu, dass die verbleibenden Energieressourcen nicht mehr zum Überleben ausreichen.


• Gefördert wird dies vor allem durch die zahlreich bestehende Jagdpachtgemeinschaften.
Die dadurch vermehrte Störung der Wasservögel, führt zu einem eklatant höheren Energieverbrauch, welcher sich auch antagonistisch auf die, von derLandwirtschaft und der Jägerschaft angestrebte Begrenzung von Nahrungsbedarf und sogenannten Frasschäden auswirkt, da die Tiere den durch jagdliches Treiben entstandenen Energie-verlust durch erhöhte Nahrungsaufnahme auszugleichen versuchen.

 

• Nachgewiesenermaßen werden durch Fernschüsse Tiere angeschossen, die später quälend zu Tode kommen. Der Schrotschuß auf Wasservögel ist eine Jagdmethode, bei der zahlreiche Untersuchungen, auch zuletzt bei Gänsen und Enten in Brandenburg (Kenntner im Druck) gezeigt haben, dass teilweise bis zu 50% der Enten und anderer Wasservögel Schrotträger sind, d. h. mindestens 1x beschossen wurden, ohne dass sie sofort getötet wurden. Diese Quote der Fehltreffer bis zu 50% repräsentiert jedoch nur den Anteil, der überlebt hat. Es kann davon ausgegangen werden, dass ein noch weit höherer Prozentsatz nicht direkt getötet wird.

 

 Bei jedem Schuss aus einem Schrotgewehr fallen bis zu 300 Schrotkugeln ins  Wasser. Das mit der Nahrungsaufnahme aufgegründelte Blei, verursacht bei Wasservögel schwerste Bleivergiftungen, an denen die Tiere elend dahinsiechen.


So ist die Jagd in Naturschutzgebieten, Nationalparks, Europareservaten für Wasservögel und in Feuchtgebieten von internationaler Bedeutung, erlaubt. Auch die Zugvögel unterliegen der Bejagung.


Naturschutzgebiete sind Schutzgebiete für Tiere und Natur, und keineJagdreservate mit Lizenz zum Töten.


Diese Auflistung ist nur ein kleiner Teil, der vielen Gefahrenpotentiale und Lebensraum-beschneidungen, die über die menschlichen Eingriffe in den natürlichen Lebensraum der Tiere gravierende, negative Folgen nach sich ziehen, und leider sehr oft die Lebens-chancen der Wasservögel stark reduzieren, bis unmöglich machen.


All diese Fakten werden in naher Zukunft dazu führen, dass auch die letzten Vogelarten die bisher noch nicht auf der roten Liste geführt sind, dort zu finden sein werden.


Es liegt allein in unserer Verantwortlichkeit, ob wir die wenige – wertvolle Zeit ungenutzt verstreichen lassen wollen, oder ob wir jetzt handeln und für das (Über)-Leben dieser Tiere eintreten.


Rund die Hälfte der mitteleuropäischen Arten gilt als gefährdet. Die roten Listen werden von Jahr zu Jahr länger. Aus ihnen geht hervor, dass der Artenschutz in den letzten 30 Jahren weitgehend erfolglos blieb - trotz der ungezählten Anstrengungen von Natur- u. Tierschützern.


Der Wunsch großer Naturschutzverbände von weiträumig angelegten Renaturierungs-maßnahmen zur Wiederherstellung der natürlichen Lebensräume und Nahrungsareale, hat sich in den letzten Jahren als utopisch erwiesen. Eine immer weitere Kultivierung des ursprünglichen Landschaftsbildes wird vorangetrieben.

 

Man kann unter diesen zum Nachteil veränderten Lebensumständen für die Tiere nicht mehr von einer natürlichen Auslese sprechen. Da dies beispielsweise auch die Singvögel in gleicher Weise betrifft, ist die Singvogelfütterung heutzutage selbstverständlich geworden, und wird sogar ganzjährig empfohlen. Sie leistet einen enormen Beitrag zur mannigfaltigen Arterhaltung.


Der gleiche Tatbestand ist eins zu eins auf die Wasservögel übertragbar. Daher ist gerade in der heutigen Zeit die Wasservogelfütterung eine wesentliche Vorraussetzung für die erfolgreiche Überwinterung.


Der Höckerschwan ist als halbzahmer Parkvogel zu klassifizieren, da er jahrhundertelang auf Parkgewässern domestiziert gehalten wurde.     

 


         

 Wir befinden uns definitiv im Zeitalter des weltweiten Artensterbens. Vögel sind am meisten betroffen. Sie sind Bioindikatoren und spiegeln die biologischen Folgen menschlicher Eingriffe in die Natur wieder.


Was heute mit den Tieren geschieht, steht Morgen der Menschheit bevor. Verursacht durch die Spezies Mensch, die es in ihrer Gier nicht gelernt hat "im Einklang mit der Schöpfung" zu leben.


Wir gehen mit der Erde um, als hätten wir noch eine Zweite zur Verfügung - und als wäre Artenvielfalt wieder herzustellen. Doch ausgerottet heißt "UNWIEDERBRINGLICH". 

 


Schwanenschutz Komitee e.V.

 

 


···Unser LOGO···
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Schwanenküken mit Angelschnur verschnürt.
Schwanenküken mit Angelschnur verschnürt.
Schwäne in Natur und Mythos
"Boten des Lichts"
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Angeschossener Schwanenvater
Angeschossener Schwanenvater
Haubentaucher
Haubentaucher mit Angelschnüren um Schnabel und Körper, gewickelt.
Schwan mit 5 cm langen Angelhaken im Hals u. unterem Teil des Schnabels
Schwan mit 5 cm langen Angelhaken im Hals u. unterem Teil des Schnabels
Tafelente
Für diese Tafelente kam jede Hilfe zu spät, verschnürt mit Angelschnüren, ist sie ertrunken.

Radiointerview mit Carmen Weitzel.