Beweidung von Wiesen über den Höckerschwan

Fragen an den Evolutionsbiologen Prof. Dr. Josef H. Reichholf

Die Landwirte, Ständerat u. einige Nationalräte in der Schweiz behaupten, das Schwanenkot die Kühe krank mache und in Silage zu Fehlgärungen führe.


Hierzu sind mir keinerlei Untersuchungen bekannt; wohl reine, unbewiesene Behauptung!
Auch in der Schweiz gilt wohl das bewährte Prinzip: In dubio pro reo. (Im Zweifel für den/die Angeklagten)


Weitere Behauptungen sind, das Schwäne Träger und Verbreiter von Salmonellen seien. Über ihren Kot würden Krankheitserreger und Parasiten ausgeschieden, die das
Gras auf den Wiesen verseuchen.


dito. Schwäne fressen zudem kein Langgras, wie es zum Silieren geschnitten wird, sondern beweiden die kurzen (jungen) Spitzen. Da wird noch lange nicht gemäht! Vielmehr sollte gründlich untersucht werden, was für Krankheitserreger, auch die für den Menschen lebensgefährlichen Erreger des Botulismus, mit der Gülle einfach auf die Fluren ausgebracht und verbreitet werden.

In Deutschland hat das Ausbringen von Gülle mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zahlreiche Ausbrüche von Wasservogel-Botulismus verursacht - mit Zehntausenden toter Enten und anderer Vögel. Doch mit Rücksicht auf die Landwirtschaft ist das nie näher untersucht worden!


Weiter wird behauptet, das Ufer- und Flachwasservegetation über den Schwan
geschädigt wird.


Längst widerlegt; Die Angler zertreten und zerstören weit mehr Ufervegetation als die Schwäne und die ähnlich verdächtigten Blesshühner. Dazu gibt es eine bereits vor über 20 Jahren angefertigte, umfangreiche wissenschaftliche Untersuchung (Diplomarbeit in Zoologie), die Vegetationszerstörung klar widerlegt.

 

Es wird gefordert, den Schwan in der Schweiz zum Abschuss frei zu geben. Jedes Jahr wird ein anderes Tier als Schädling diffamiert, und zum Abschuss freigegeben.


Abschüsse beeinträchtigen, wie gleichfalls längst nachgewiesen worden ist, die natürliche Selbstregulation der Bestände und halten diese langfristig sogar auf höherem Niveau (!).
Der Höckerschwan bedarf keiner "Regulation", die die Jäger ohnehin nicht zustande bringen.

Es geht ihnen mit so einem Ansinnen nur ums Schießen und die Lust am Töten; Keineswegs um Pflege der Natur!
Ein entsprechender Regulierungsversuch scheiterte in Österreich in den 1970er Jahren kläglich. Seither lässt man die jagdliche "Schwanenregulation" sein. Die Schwanenbestände kommen so bestens zurecht. Seit über 30 Jahren halten sie sich auf dem natürlichen Bestandsniveau stabil und verursachen keine Schäden.


Prof. Dr. Josef H. Reichholf
März 2016

Information zu der Person, Prof. Dr. Josef H. Reichholf:
"Prof. Dr. Josef H. Reichholf ist Universitätsprofessor für Biologie und Naturschutz an beiden Universitäten von München. Er ist Autor vieler Bücher über Ökologie, Biologie, Naturschutz und Vogelkunde. In Fachkreisen ist der Evolutionsbiologe als Koryphäe bekannt."

Er ist Träger der Trevivanus-Medaille, der höchsten Auszeichnung des Verbandes deutscher Biologen.


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Schwanenküken mit Angelschnur verschnürt.
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Schwäne in Natur und Mythos
"Boten des Lichts"
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Angeschossener Schwanenvater
Angeschossener Schwanenvater
Haubentaucher
Haubentaucher mit Angelschnüren um Schnabel und Körper, gewickelt.
Schwan mit 5 cm langen Angelhaken im Hals u. unterem Teil des Schnabels
Schwan mit 5 cm langen Angelhaken im Hals u. unterem Teil des Schnabels
Tafelente
Für diese Tafelente kam jede Hilfe zu spät, verschnürt mit Angelschnüren, ist sie ertrunken.

Radiointerview mit Carmen Weitzel.